ES IST NOCH NICHT VORBEI
Neue CASTOR-Transporte ab 2020 geplant!
CASTOR-Alarm 2020? Hat sich da nicht jemand im Jahrzehnt vergriffen? Leider nicht. Für die Jahre 2020 bis 2024 sind vier Castor-Transporte geplant, bei denen hochradioaktiver Atommüll von Frankreich und Großbritannien nach Deutschland verschoben werden soll, ohne dass es ein Konzept für eine langfristige Lagerung gibt und geben kann. Jeder einzelne Transport stellt ein zusätzliches Risiko durch radioaktive Verstrahlung dar.
AKTUELLES
13. Castortransport von Frankreich nach Deutschland zum AKW Standort Philippsburg 2024 – Ein Rückblick
Der Zug mit dem hochradioaktivem Atommüll in 4 CASTOREN ist am 20.11.24 um 17:30 Uhr in der Philippsburger Atomanlage angekommen. Mit einer Mahnwache ab dem frühen Morgen am Bahnhof Philippsburg sowie mit spontanen Protest im Gelände nahe dem Zubringergleis protestierten Atomkraftgegner*innen gegen diese riskannte und unnötige Atommüllverschiebung.
Montag 18.11.2024
Der Castortransport mit vier Castorbehälter fährt aus der Wiederaufbereitungsanlage Orano in La Hague an der Atlantikküste ab 14:55 Uhr per LKW die 40 km zum Verladebahnhof Valogne im Dauerregen los. Französische Atomkraftgegner :innen kündigen laut Presse in Frankreich an den Castortransport dauerhaft zu beobachten, werden aber keine Aktionen gegen den Castortransport durchführen. „Wir sind sehr froh, dass wir den strahlenden Müll von anderen loswerden“, sagt André Jacques, Präsident der Anti-Atomkraft-Vereinigung „Crilan“ in der Normandie. Seit 2006 ist es in Frankreich gesetzlich verboten ausländischen Atommüll zu lagern. Die Umlade Aktion in Valogne auf die besonderen Schienenwaggons braucht seine Zeit. Die Rangieraktion und die Zusammenstellung des Castorzuges auch.
Dienstag 19.11.2024 um 15:50 Uhr.
Der Castor-Sonderzug ist beladen und die französische Polizei in Bereitschaft. Jedoch bleibt der Zug in Valognes mit den vier Castor-Behältern stehen. Stürmisches Wetter und Regen verhindern, dass der Castor-Zug abfahren kann. Aufgrund des Sturms und Regens über Teilen der Strecke ist auch der Einsatz von Hubschraubern nicht möglich, wie aus gut informierten Kreisen verlautet. Um 16:00 Uhr Der Castortransport rollt. 17:10 Uhr. Aktuelle Aufnahmen der AFP zeigen den langen Castorzug, beladen mit vier Castoren, wie er den Verladebahnhof in Valognes langsam über die Gleisweichen verlässt. Der Transport nach Deutschland dauert ungefähr 15 Stunden. Eine grüne E-Log zieht den Atommüllzug.
19.11.2024 um 18:32 Uhr rufen die Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen zur Mahnwache auf. Am Bahnhof in Philippsburg trifft man sich dazu ab Mittwoch um 09:00 Uhr. Protestiert wird, so lange der Castorzug rollt. Angemeldet ist die Mahnwache bis 22 Uhr.
Mittwoch 20.11.2024 um 08:00 Uhr.
Das Wetter hat sich über Nacht beruhigt. In Philippsburg geht man davon aus, dass der geheime Castortransport in den nächsten Stunden ankommen wird. Um 10:00 ist alles für die Mahnwache am Philippsburger Bahnhof aufgebaut. Das Wetter ist kälter sonnig mit Wolken, das bleibt auch so bis in den Abend hinein. Rund 20 Menschen und ein paar Strohpuppen haben sich eingefunden. „Wir protestieren hier gegen die völlig sinnlose Verlagerung des Atommülls in ein Zwischenlager. Das ist eine tickende Zeitbombe“, Herbert Würth Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. Der Castortransport kann über Saarbrücken kommen. Es gibt dazu einige Anzeichen. Die Atomkraftgegner: innen sind gefragte Leute. In Philippsburg herrscht ein großes Medienaufkommen. Es treffen weitere Kräfte der Bundespolizei in Philippsburg ein. Sie haben auch Polizeihunde an Bord. Dazu kommen noch Polizeipferde. 13:37 Uhr. Der Castorzug wurde in Neunkirchen hinter Saarbrücken gesichtet. Im Bahnhof Neunkirchen erfolgt der Wechsel zur schweren deutschen Güter Lok, Spitzname Taigatrommel DDR (sehr laut) und das Personal. Weiterfahrt vermutlich über Kaiserslautern, dann über Germersheim nach Philippsburg am Nachmittag. Der Castorzug wird in Kürze die Eisenbahnbrücke Germersheim über den Rhein überqueren. Immer mehr Polizei sammelt sich um die Brücke und ein Polizeiboot kreuzt darunter. In Philippsburg am Bahnhof treffen immer mehr Polizeikräfte ein. 13:58 Uhr. Der lange und schwere Castortransport überquert bei Germersheim den Rhein. Er fährt weiter nach Philippsburg. Dort erwarten ihn die Atomkraftgegner: innen. Nach dem Rangieren geht es weiter über ein privates Gleis auf die Rheinschanzinsel ins AKW-Gelände von Philippsburg. Ein paar Menschen bei Spontankundgebungen im Gelände. 150 Meter vor dem Gleis wir warten auf den Castor. Hubschrauber kreisen über dem Bahnhof. Der Castor ist quasi schon in Reichweite. Der Castortransport lief bislang ohne Zwischenfälle, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Am Bahnhof haben sich einige Schaulustige eingefunden. Über Philippsburg scheint die Sonne, und der Castortransport wird hier bald eintreffen. 15:50 Uhr. Der Castortransport ist da – am Bahnhof Philippsburg. Die Polizei stellt sich in lockeren Reihe auf. Es wird rangiert. 16:10 Uhr. Die vier Castorwaggons sind von Personenwagen getrennt. 16:23 Uhr. Die vier Castoren sind an der neuen Diesellok angekoppelt. Es geht weiter Richtung AKW. Neben der Mahnwache und spontanen Protest im Gelände nahe dem Zubringergleis Richtung AKW protestierten Atomkraftgegner :innen in Sichtweite der fahrenden Castorbehälter mit Transparenten und Anti-AKW-Fahnen in den sonnigen Abendhimmel mit perfekten Bilder gegen diese riskante und unnötige Atommüllverschiebung. Der Betrieb von Atomkraftwerken war schon immer Verantwortungslos! Weiter gilt: Keine Atommüllverschiebungen von A nach B solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist!
Um 17:45 Uhr fährt nach Angaben der GNS der Castorzug in das AKW Gelände ein. Die vier Castorbehälter waren auf der Schiene fast 26 Stunden unterwegs. In den kommenden Tagen erfolgt das Umladen der vier Castorbehälter von den Schienenwaggons auf ein Straßenfahrzeug. Dieses wird die Behälter innerhalb des AKW-Standorts Philippsburg hintereinander in das staatliche Brennelementezwischenlager transportieren. Anschließend werden sie an die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, die Betreiberin des Zwischenlagers ist, übergeben, an den vorgesehenen Stellflächen hochkant aufgestellt und gemessen. In Zukunft werden auch hier keine weiteren Castorbehälter bewegt.
Wir werden weiter hellwach bleiben. Es ist noch lange nicht vorbei. Von Jülich nach Ahaus fährt noch eine Castorlawine von 152 Castortransporten. Nachdem die vier Castorbehälter in Philippsburg eingetroffen sind, folgen in den nächsten beiden Jahren noch zwei weitere Castortransporte 14. und 15. aus dem englischen Sellafield nach Brokdorf (2026) und nach Isar. 2025 soll der 14. Castortransport nach Bayern zum AKW Isar fahren. Ministerpräsident Söder wird sich „freuen“, dass er mehr hochradioaktiven Atommüll bekommt. Schließlich haben CDU/CSU/FDP 2011 den Atomausstieg und den sofortigen Rückbau aller Atomkraftwerke (AKW) im Bundestag und Bundesrat beschlossen und gesetzlich rechtstaatlich für alle verankert. Das nennt man Planungssicherheit. Noch 2019 hat die Union öffentlich gejubelt (Europawahlkampf), das 11 AKW von ihnen abgeschaltet worden sind. Niemand hat damals 2019 widersprochen! Erst 2074 soll es ein unterirdisches deutsches Endlager geben. „Wir wissen überhaupt nicht, wie sich die Brennstäbe in den Castoren über diesen langen Zeitraum verhalten“, Herbert Würth, Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. In einem Castorbehälter sind rund 300 Brennstäbe in Millimetergröße in einem Gitternetz eingehängt. Die Aussage von ihm gilt auch für Kokillenbehälter die jetzt angeliefert werden. In die Castorbehälter passen je 28 sogenannte Kokillen, zylindrische Behälter aus Edelstahl (Sphäroguss). Die radioaktiven Abfälle wurden bei etwa 1.100 Grad mit Silikatglas verschmolzen und die Edelstahlbehälter hineingefüllt. Sie können je rund 400 Kilogramm radioaktiv eingeschlossene Glasmasse aufnehmen. Das gilt auch für die kommenden Castortransporte aus England.
Hintergrund:
Crilan: Comité de réflexion, d’information et de lutte anti-nucléaire. Die Anti-Atomkraft-Vereinigung Crilan gehört zu den wenigen Anti-AKW-Gruppen in Frankreich die durchgehalten haben, auch als die französische Anti-AKW-Bewegung 1984 ihre Selbstauflösung verkündet hat. 1997 fand in dem Stilllegungsverfahren der Atomanlage um Malville eine Neugründung statt. Von den Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen fanden in dieser Zeit viele Treffen in Saarbrücken statt, wo wir gemeinsam frz.-deutsch beratend aktiv waren. Die Entscheidung zur Neugründung konnte aber nur von den Anti AKW Gruppen in Frankreich alleine getroffen werden.
Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main
Foto: antiatom.net
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